Andel – Goldstück

Stadtteil von Bernkastel-Kues mit der berühmten
Weinlage “Andeler Goldschatz” – Ein Dorf zum Wohlfühlen

Geschichte von Andel

Andel – aus dere Geschichte

Am rechten Flußufer zwischen Bernkastel und Mülheim, durchfährt man auf der Bundesstraße 53 die kleine Moselgemeinde Andel, heute ein ca. 800 Einwohner zählender Ortsteil von Bernkastel-Kues. Unscheinbar zwischen Fluß und Berghängen gelegen, lädt der geruhsame Weinort viele aus dem Touristenstrom, der alljährlich die Mittelmoselstraße bevölkert, zum Bleiben ein. Die meisten Autofahrer fahren jedoch achtlos durch dieses idyllische Winzerdörfchen, nicht ahnend, daß es auf eine eineinhalbjahrtausend alte Geschichte zurückblicken kann. Schon der Name “Andel” deutet auf keltisch-römischen Ursprung hin. Die Silbe “an” bedeutet soviel wie “am Fluß gelegen”. 1140 wurde eine frühe Bezeugung des Namens Andel „andule” belegt. 1245 hat der Name eines Hofgutes „curtis nostre in Andelle” bereits große Ähnlichkeit mit der heutigen Namensform. Noch bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war die gebräuchliche Schreibweise „Andell”.

Der Ortsname bewahrt den alten Namen des Baches, der heute Goldbach heißt. Die Quelle des Bächleins liegt an der Straße Monzelfeld-Mülheim in einer sumpfigen Wiese, der “Moorwies”. Der Bachlauf zur Mosel bildet eine steil abfallende Schlucht mit seitlichen Steilhängen. Das Niederschlagsgebiet des Goldbachtales ist sehr klein. Daraus folgt eine geringe Wasserführung, die nur bei starkem Gewitter und heftigen Regengüssen anschwillt. Die einstige keltische Siedlungsstelle lag unterhalb des jetzigen Dorfes. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts bestanden hier römische Siedlungen, die hauptsächlich Korn und Flachs anbauten. Während der Völkerwanderung gingen diese in Flammen auf. Auch ein großer Teil des Waldes wurde durch Feuer zerstört. In der Frankenzeit um 500 bestand eine größere ländliche Siedlung, die Sandthal hieß. Das Vorkommen von Sand, der noch heute eine Rolle spielt, wird wohl dem Dorf seinen Namen gegeben haben.

Im Jahre 992/993 n. Chr. hatte das Dorf 84 Einwohner. Eine Feuersbrunst zerstörte die alte Siedlung, und südlich des heutigen Dorfes kam es schon bald darauf zu einer neuen Besiedlung. Die Dorfmark war damals noch klein, aber schon in Gewanne und Flure eingeteilt. Durch Rodungen das Waldes, der sich bis zur Mosel erstreckte, wurde die Gemarkung vergrößert und hier auch die ersten Weinberge angelegt. Die “Sonnseiter Lage” war hier die älteste Andeler Weinbergslage.

Viele Einwohner ernährten sich damals auch vom Fischfang. Die Bewohner fischten in einem Weiher, der südlich des Dorfes lag. Die hier liegenden Wiesen werden heute noch “Bachwiesen” genannt. Die Verfügung über das Fischwasser der Mosel und ihrer Nebenflüsse lag in früheren Zeiten in den Händen des Landesherrn, der die Fischerei durch eigene Fischer betreiben ließ.

Spuren eiszeitlichen Tierlebens bezeugt ein Knochenfund im Distrikt “auf dem Geräuch”. Beim Sandabbau in der Grube der Fa. Gebr. Keller, Bernkastel-Kues, wurden Teile eine Elchschädels entdeckt. Die Fundstelle liegt etwa 600 Meter westlich der Andeler Kirche. Die Knochenfunde bilden wohl einen Hinweis auf steinzeitliche Lagerplätze. Die letzten 2,5 Mill. Jahre der Erdgeschichte bezeichnet man als Eiszeitalter oder Quartär.

Im 11. Jahrhundert entstand an der Mittelmosel die Grafschaft Veldenz, zu der auch Andel gehörte, über die verschiedenen Grafengeschlechter herrschten. Zwischen 1534 und 1544 nahm hier die Reformation Eingang. Andel wurde mit den übrigen fünf Dörfern der Grafschaft evangelisch. Im Jahre 1559 nahm das gräfliche Veldenzer Land viele ausgewanderte Protestanten auf. Währen des dreißigjährigen Krieges mußte auch die Grafschaft Veldenz viel ertragen. Oft flüchteten die bewohner Andels vor ankommenden kurtrierischen, spanischen und französischen Soldaten in die Erzstollen des heimatlichen Waldes.

Für kurze Zeit während des Dreißigjährigen Krieges, 1620 bis 1640, war die Grafschaft Veldenz wieder katholisch. Nach dem Frieden von Münster und Osnabrück (1648) wurden die evangelischen Rechte erneuert.

Durch die Reunionskriege Ludwig XIV. -1680 besetzten französische Dragoner das Veldenzer Schloß – und des sogenannten Pfälzer Krieges (1688 bis 1697) bei dem Ludwig XIV. nach dem Tode des pfälzischen Kurfürsten Karl sprüche für dessen Schwester, seine Schwägerin, Liselotte von der Pfalz erhob, kam neues Leid über die Grafschaft. Bei Ausgang der Kriege zählte Andel nur mehr 42 Einwohner. Wie die Chronik berichtet, sollen während dieser schweren Zeit mehr als 55 Einwohner an der Pest gestorben sein, und die Zahl fiel weiter. Nach Kriegsende verließen viele Einwohner das Dorf, um sich in den Niederlanden anzusiedeln.

1717 wurde eine neue kleine Kirche an der Stelle einer alten Kapelle gebaut, von den Bewohnern des Dorfes heute liebevoll “Andeler Dom” genannt. 1786 hatte Andel 174 Seelen und eine Gemarkung von 307 Hektar.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ging die jahrhundertealte Grafschaft Veldenz als politische Einheit in den Stürmen der französischen Revolution unter.

Von Goldfunden im Goldbachtal bei Andel wurde im 18 Jahrhundert öfters berichtet. Aufgrund eines Untersuchungsberichtes des Oberamtes Veldenz,verbot die kurfürstliche Regierung der Bevölkerung 1773 das Goldwaschen im Andeler Bach und veranlasste ihrerseits weitere Schürfarbeiten. Im November 1776 wurden nochmals drei kleine Goldkörnchen gefunden, doch dann musste Kurfürst Karl Theodor von Kurpfalz einsehen, lass die Goldsucher ihm jährlich viel mehr Kosten brachte als Gewinn. Die Schürfarbeiten wurden eingestellt. Das gesamte Ergebnis betrug nach den aktenmäßig nachgewiesenen Funden 12 Goldkörner seit 1769. Als Kuriosum erwähnt ein Zeitungsbericht im bischöflichen Archiv zu Trier von 1858, daß im Magen eines Huhnes, das von Andel zu Markt gebracht worden war, ein Körnchen von mehr als einer linsendicke gefunden wurde. Seit dieser Zeit sollen die Andeler angeblich keine Hühner mehr verkauft haben.

Nach Christian von Stramberg “Moselthal” (1837) wurden 42 Häuser und 170 Einwohner in Andel gezählt. Darunter befanden sich 40 Katholiken. 1952 wurden 360 Einwohner registriert, 242 Protestanten, 110 Katholiken und 9 Sonstige.

Die Moselbahn, die 1903/05 erbaut wurde, hat dem Dorf einen wirtschaftlichen Aufschwung gegeben. Mit Fertigstellung der Moselbahnstrecke, Teilabschnitt Trier-Andel, am 29. Dezember 1903 und Andel-Bernkastel am 15. März 1904, erhielt der Stille Moselort auch eine Betriebswerkstätte des vom Volksmund genannten “Saufbähnchens”. Viele Andeler fanden bei der neuen Bahnlinie gute und begehrte Arbeitsplätze. Als am 31. Dezember 1962 zum letzten Mal die Moselbahn an Andel vorbei dampfte, schwand ein Stück bedeutsamer Geschichte und Romantik für Andel und das Moseltal. Als kleinen Ersatz hat die Moselbahn GmbH 1978 in Andel einen neuen, modernen Betriebshof und Unterstellhallen für ihre Busse errichtet.

Echter Bürgersinn und turnerischer Geist der Andeler schuf 1959 die Turnhalle, eine großartige  Gemeinschaftsleistung der kleinen Moselgemeinde. Ein festlicher Tag für die Gemeinde war auch der 7. Februar 1963; eine neue zweitklassige Volksschule (oberhalb der neuen Turnhalle) wurde feierlich übergeben.

Eine für die Gemeinde Andel einschneidende agrarstrukturelle Maßnahme war die Flurbereinigung in den Jahren 1970 bis 1976 (Besitzeinweisung). Die flurbereinigte Gesamtfläche der Andeler Gemarkung betrug nach dem Verfahren 307 Hektar, davon 20 Hektar Weinbergsfläche, 80 Hektar Acker und Wiesenflächen und 131 Hektar Waldungen.17 Landwirtschafts und Weinbaubetriebe waren von der Flurbereinigung betroffen.

Nachdem das Moselland nach dem Wiener Kongress( 1815) preußisch geworden war, kam Andel zur Bürgermeisterei Mülheim/Mosel und verblieb in dieser Verwaltungseinheit bis zur kommunalen Neugliederung im Jahre 1970. Mit der Eingemeindung in die Stadt Bernkastel-Kues am 5. November 1970 endete schließlich die gemeindliche Selbstständigkeit Andels und es begann eine neue Periode in der Entwicklung der alten Moselgemeinde. Der Ortsname Andel blieb erhalten; mit der Eingliederung der Gemeinde führt diese als Ortsteil die Bezeichnung “Stadt Bernkastel-Kues, Stadtteil Andel”. Was unser Jahrhundert alles gebracht oder genommen hat, ist uns aus eigenem Erleben oder unmittelbar Überliefertem bekannt.

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